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Wien (Teil 1): ein Paradies für analoge Fotografie


Ein mit analogen Kameras prall gefüllter Tisch auf dem Flohmarkt am Naschmarkt in Wien.

Mitte Juni zog es mich mal wieder nach Wien. Die Metropole an der Wien und der Donau bietet für Fotografen mehr als "nur" massenhaft schöne Motive. In so manchen Ecken scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein. Oder ist sie gerade dadurch auf der Höhe der Zeit? Also gehen wir doch einmal am U-Bahnhof Burgasse (U6) los und folgen der Straßenbahn Nummer 49 (aktuell wegen Bauarbeiten 52) in Richtung Volkstheater. Hinter der Kaiserstraße - dort hat übrigens die Lomography ihren Sitz - auf der rechten Seite erspähen wir eine riesige Telefonnummer über einem Geschäft. Beim näher kommen lässt sich auch der Schriftzug "Blende 7" lesen, falls uns nicht der Laden daneben mit "Camera 31" gefangen genommen hat. Ja, das sind zwei verschiedene Geschäfte. Blende 7 bietet viel Zubehör und Filme für den analogen Fotografen. Camera 31 dagegen ist schmal und vollgestopft mit alten Kameras. Die Preise sind fair, gelegentlich gibt es hier auch einen eigenen Flohmarkt.


Flohmarkt bei Camera 31 in der Westbahnstraße.

Nach dem wir uns von dem Schock gleich zweier Fotogeschäfte auf einem Fleck erholt haben, lassen wir unseren Blick langsam auf die linke Straßenseite schweifen. Puh, keine Kameras aber alte Fotografien bei Milaneum. Der Betreiber ist selbst Sammler und hat so manches Schmankerl für die leeren Wände zu Hause vorrätig. Alte Pressefotos von Promis, Bilder von der Mondlandung, Produktfotos aus den 80ern, historische Bilder und Postkarten oder künstlerische Riesen-Polaroids, alles Originale. So ziemlich für jeden Geldbeutel sollte etwas dabei sein.


Gleich neben dem Leica Store geht es zur Galerie Westlicht

Gleich neben Milaneum kann der Geldbeutel vortrefflich geleert werden, denn hier befindet sich der Leica Store Wien West. Aber gönnen wir uns doch einen Espresso und gehen in die Durchfahrt zum Hinterhof, nehmen die Treppe und genießen das Heißgetränk und eine Ausstellung in der Galerie Westlicht. In den Ausstellungsräumen befindet sich auch ein sehr sehenswertes Kamera-Museum mit außergewöhnlichen Stücken. 

Gehen wir unseren Weg weiter oder dachtet ihr das sei es schon gewesen? Noch einmal leuchtet uns der rote Punkt entgegen, diesmal bei Leica Camera Classics. Hier gibt es alles rund um den deutschen Klassiker. Gebrauchte und historische Leicas füllen die Auslagen, aber auch die Rolleiflex oder Contax.


Leica Camera Classics, ein Paradies für Sammler.

Da uns vor lauter Kameras und Objektiven der Kopf schwirrt kommt uns der weitere Weg etwas entgegen. Die Kirche rechts vor uns bietet ein schönes Motiv. Aber wahrscheinlich wurden unsere Augen genau jetzt an der nächsten Straßenecke schon wieder von großen Schaufenstern voller alter Kameras angezogen. Denn hier hat "Jo Geier - Mint&Rare" seine Räumlichkeiten. Nun können wir uns hier an den Scheiben die Nase platt drücken oder wir haben vorher einen Termin gemacht und dürfen die "heiligen Hallen" betreten. Hier wird auch der Mittelformatfan fündig. Shoppen können wir auch bequem zu Hause online oder doch schon mal schauen was wir uns beim nächsten Wien-Besuch anschauen mögen.


Jo Geier veranstaltet auch die Wiener Fotobörse und die Wetzlar Camera Auctions

Nun leuchtet uns gelb auf der gegenüberliegenden Seite United Cameras entgegen. Neues und Gebrauchtes winkt schon in der Auslage. Also wieder reichlich Kameras, Objektive und Zubehör überwiegend für Kleinbild-Spiegelreflex. Hier finden wir auch die mit Abstand beste Auswahl an analogem Filmmaterial. Eigentlich alles was das Herz an 135er- und 120er-Filmen so begehrt, inklusive Exoten. Auch hier gibt es gelegentlich einen Flohmarkt. 


Gedränge beim Flohmarkt von United Cameras

Ziehen wir weiter, an der Kirche vorbei. Hunger? Stellen wir uns doch einfach bei "Berlin Döner" direkt an der Kirchenmauer an oder setzen uns auf der anderen Straßenseite ins "Berliner." Dort schmeckt es wirklich leck... äh, wunderbar. (Das mit "L" sagt ihr in Wien bitte nie!)  Derlei gestärkt maschieren wir nun ein ganzes Stück oder nehmen die Straßenbahn bis Neubaugasse. "Be a little Analog" heißt es im Schaufenster. Drinnen finden sich Kameras und Filme aus dem Lomo-Programm. Da wir gut gestärkt sind geht es gleich noch weiter bis zur Stiftsgasse. Zugegeben "Digitalstore" klingt nicht nach analog. Doch Filme gibt es in dem modernen Fotofachgeschäft. Und das vergleichsweise günstig.

Was die Westbahnstraße und ihre Verlängerung die Siebensterngasse anbelangt wären wir am Ziel. Etwas fußmüde gönnen wir uns deshalb die Straßenbahn zum Ring/Volkstheater, bleiben dort an der Haltestelle stehen und fahren mit der Linie 46 bis Strozzigasse. Die Fotobörse ist ein riesiges Geschäft in dem es wohl fast jede analoge Kamera gibt. Leider darf dort, wegen verschiedener Vorkommnisse nicht mehr gestöbert werden. Ihr solltet also eine bestimmte Kamera suchen oder draußen in den Körben am Eingang eine günstige Kamera finden um Einlass zu bekommen. Als Trost hier die Innenansicht von Gooogle maps:



 Noch erwähnenswert ist ein Abstecher zur Praterstraße. In der Nummer 70, dem Dogenhof befand sich Supersense. Bis 2023 konnten hier noch One Instant-Filme für Polaroid Peel-apart-Kameras bezogen werden. Initiator war der Retter von Polaroid, Florian Kaps. Lebenszeichen in Richtung Fotografie gab es zuletzt keine mehr.  Nikon-Fans sollten in der Praterstraße bis zur Hausnummer 42 laufen. Foto Soyka ist Nikon-Spezialist und hat auch viel analoges Equipment im Verkauf. Anschließend würde ich  den Wiener Prater und die Fahrt im Riesenrad empfehlen.


Samstags ist Flohmarkt am Naschmarkt

Zu guter Letzt noch ein paar Termine:

Jeden Samstag ist Flohmarkt am Naschmarkt. Beides ist einen Besuch wert. Auf dem Naschmarkt (tgl. außer So.) findet ihr alles für das leibliche Wohl zum gleich verspeisen oder mitnehmen. Der Markt ist wie ein Basar angelegt und hat eine herrliche Atmosphäre. Übrigens wird man schon beim Naschen oft satt.
Auf dem samstäglichen Flohmarkt wimmelt es von Kameras. Nicht von den Preisen erschrecken lassen, ihr seid in Wien und verhandeln ist Pflicht. 

Mitte Juni und Mitte November ist Fotobörsen Zeit in Wien. In der VHS Meidling drängen dann Sammler in den Festsaal. Händler aus Österreich, Tschechien, der Slowakei oder Frankreich bieten ein wirklich buntes Programm an Kameras, Objektiven, Zubehör, Fotos und Büchern. Von der großen Holzkamera bis zur winzigen "Petit" findet sich fast alles. Besonders interessant sind immer die Kisten mit "defekten" Kameras. Meine Yashica FR1 für 5,-€, die ich dort vor zwei Jahren erwarb funktioniert jedenfalls problemlos. Die Ausbeute 2025: eine Praktica LLC mit Pancolar 1,8/50mm und eine "defekte" Praktica BX20 mit M42-Adapter die prima funktioniert. Die Preise sind von Händler zu Händler unterschiedlich. Am günstigsten habe ich bisher immer bei Österreichern gekauft. Und viel Gespräch gab es auch noch dazu.  Aktuelle Termine auf http://www.wiener-fotoboerse.at


Beide Kameras von der Wiener Fotobörse funktionieren,
auch wenn eine wieder mal nur 5,-€ gekostet hat. 


Das sei meinen norddeutschen Lesern noch gesagt: in Wien redet man mehr und kommt schnell ins Gespräch. Ein Bild bei Milaneum kaufen kann schon mal eine Stunde dauern. Also hetzt nicht durch die Stadt, es gibt viel zu entdecken.